Orlandos Aquarell nach einem Szenenfoto aus dem Film 'Orlando' nach dem gleichnamigen Roman von Virginia Woolfe

 

Orlando�s Bild



Die Träume und Gedanken einer Frau
brachten dich dereinst zu Papier.


So auch erfuhren andere von dir,
die dich in ihrer Sicht dann dargestellt,
im Licht der Scheinwerfer,
um dich auf Zelluloid zu bannen.


Mir kam die Kunde von dir zu,
im Magazin fand ich dein Bild.
Ich las, was jene Frau dir zugedacht
und nahm das Bild, um�s selbst zu schaffen.


Zu Hilfe waren mir
das Wasser und die Farben.
So bist du nun bei mir -
so prunkvoll schlicht,
wie du die Schale hältst.


Als Mann von Stand
ward'st du gebor'n.
Dein Leben fand so statt.
Der Halt, den du dir fandst,
war dein Gedicht: Der Eichbaum.
Dies' nahmst du mit,
durch alle Höhen,
alle Tiefen deines Weges.


Man bot dir viel,
und du erfuhrst
die Macht der Königin
und Qual der Liebe.


Als du fernab der Heimat warst,
in deines Daseins höchstem Glanz,
erfasste dich die Änderung.
Dir wiederfuhr ein Wunder, zweifach:
Du wachtest auf und fand�st dich wieder,
warst lebend, eine Frau.


Dein Schicksal ließ't du hinter dir;
du lerntest,
frei zu sein zu leben,
was innewohnt dem Frausein.


So tratest du die Reise an,
sie führte dich nach Hause, durch die Zeit.
Sie, die dir nichts zu geben hatten,
nahmen dir alles ab.


Was dir verblieb, war dein Gedicht,
der Schatz in deiner Brust.
Es wuchs mit dir, und mit der Zeit
mit allem Leben, das du fandst.
Du machtest es zum Buch.


In allen Zeiten bliebest du du selbst,
du ließt die andern sein.
Doch hörtest du den andern zu,
du lerntest kennen sie
und Liebe tragen.
Als alles dir genommen war,
da warst du Mensch.



Klaus G�lker   ©2000   | Home |