Der junge Arzt



Der junge Arzt,
erstes Semester,
Anatomie, Leichen
dort auf dem Tisch.
Zum ersten Mal
sieht er den Tod.
So greifbar.
Die Seele - fort,
totes Gewebe, taub,
und nur Materie, leer.
Und er, betäubt
sucht Seele dort,
wo Leben nicht mehr ist.

Erkannte er,
wie alles dort
einstmals zusammen
hat gewirkt?
Planvoll, sinnvoll,
harmonisch und komplex
ein Wesen, lebend,
hat ergeben?

Seele ist nur,
wo Leben ist.
Doch dort, dort ist sie.
Flüchtig, zart,
stark und beständig.
Von Körper und von Geist
ist sie die Braut.
So, wie er zu ihr ist,
ist ihre Antwort.



Klaus Gölker   ©2000   | Home |