Andrea Palladio, Architekt, 1508-1580 Eine Architektur­reise in Bildern

Die Bauten Andrea Palladios im Veneto: die vorgestellte Stirnfassade der Kirche San Francesco della Vigna, Venedig

Historische Daten

Bauzeit:

etwa 1564 - 1566

Beteiligte Architekten:

Jacopo Sansovino, Andrea Palladio

Beschreibung und Geschichte

Die Anfänge dieser Kirche gehen zurück auf das Mittelalter, als an dieser Stelle eine dem heiligen Markus geweihte Kapelle in einem Weingarten (Ital.: vigna) stand. Um 1500 fand sich hier ein Kloster der Minderen Franziskanerbrüder, zusammen mit einer gotischen Kirche. Das Kloster blieb als solches erhalten. Der Doge Andrea Gritti ließ hier zwischen 1534 und 1554 eine Renaissancekirche errichten, eine Saalkirche mit je fünf seitlichen Familienkapellen. Architekt war Jacopo Sansovino.

Mit dem Bau der Fassade, der schon 1565 aufgenommen worden war, wurde Andrea Palladio betraut. Palladio löste ein verbreitetes Problem der Renaissance, woran Sansovino und die Architekten zuvor scheiterten: die Anbringung einer antiken Ordnung mit korrekten Proportionen an eine Kirchenfassade mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen. Zur Lösung des Fassadenproblems nutzte Palladio zwei miteinander vernetzte Tempelfassaden, das heißt eine große Ordnung für das Mittelschiff und eine auf zwei Hälften aufgeteilte kleine Ordnung für die Seitenschiffe. Um beide Ordnungen miteinander zu verbinden, stellte Palladio sie auf einen gemeinsamen Sockel, was es in Antike und Renaissance zuvor nicht gegeben hat. Das zentrale und große Tempelmotiv steht dabei "vor" dem kleinen und wird von einem Dreiecksgiebel bekrönt. Auf die Seitenschiffe sind halbe Giebel aufgesetzt. Die Fassade ist als Relief konzipiert, mit verschiedenen Schichten bestehend aus Nischen und Halbsäulen, die Hell-Dunkel-Kontraste erzeugen und mit der Lichtwirkung spielen. Die Kirchenfassade kann als dreidimensionaler Portikus vor einer Cella gelesen werden und ist damit ein Scheinportikus. Sie steht unabhängig vom restlichen Bau als Vorhangfassade vor der Kirche. Ein ähnliches Konzept wandte Palladio in den nachfolgenden Jahrzehnten auf San Giorgio Maggiore und Il Redentore in Venedig an.

Quelle: Wikipedia

Einen Einblick in die Selbsteinschätzung Palladios gibt die Inschrift an der Außenseite der Fassade:
DEO UTRIUSQ TEMPLI AEDIFICATORI AC REPARATORI
Dem Gott sowohl des Erbauers als auch des Reparateurs des Tempels.

Fotos

  • Die Kirche San Francesco della Vigna vom Ufer aus. Von rechts nach links zu erkennen: vorgestellte Fassade, Hallenkirche, Chor, Kampanile.
  • Die Kirche mit der vorgestellten Fassade vom Campo San Francesco aus.
  • Die Vorhangfassade steht vor dem eigentlichen Kirchengebäude.
  • Zusammengesetzte Ansicht der vorgestellten Fassade - aus istrischem Stein?
  • Teilansicht der vorgestellten Fassade vom Campo San Francesco della Vigna aus.
  • Blick in die Straße zwischen den zwei Plätzen - der auf den vorausgehenden Bildern verdeckte Teil der Fassade.
  • Ausschnitt aus der Fassade: Portal und Thermenfenster.
  • Blick in die Hallenkirche vom Haupteingang aus, Ansicht von Altarraum und dahinterliegendem Chor.
  • Capella Sagredo.
  • Cappella di San Girolamo.
  • Blick vom Altar auf die Stirnwand der Kirche mit dem Portal und dem Thermenfenster.
  • Adresse, Öffnungszeiten, Kontaktadresse

    San Francesco della Vigna
    Venedig, Italien

    Calle S. Francesco, 2786, 30122 Venezia VE, Italien

    Öffnungszeiten: täglich 10:00–12:00, 14:00–16:00

    Quellen: Links